Kooperation von Schulen und Bezirksamt bringt am meisten für das Klima – Infoabend 15.09.

„Das Bezirksamt wird sich am Nahwärmeprojekt beteiligen“, das bekräftigte Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger beim Infoabend „Genossenschaftsgründung – Festlegung der Trassen“ am 15. September. Diesen Beschluss hatte das Bezirksamt (BA) am 13. September gefasst. Der BA-Beschluss vom 05. Juli wurde damit bestätigt. Zum Infoabend, der mit ca. 50 Teilnehmenden gut besucht war, hatte die Nahwärmegruppe des Siedlervereins eingeladen.

 

Stefan Günther betonte in seiner Begrüßung, dass das Nahwärmeprojekt in seiner Kooperation zwischen Bürgerschaft und Bezirksamt doppelt so viel CO2 einsparen würde wie die Schulen es mit einer Insellösung schaffen könnten. Oliver Schruoffeneger führte aus, dass im Bezirksamt noch nicht geklärt sei, ob die Schulen sich als Kunden beteiligen oder Wärme in das Netz der Genossenschaft einspeisen würden durch die eigene geothermische Wärmegewinnung. Das löste bei den Teilnehmenden viele Fragen aus – z.B. warum die Geothermie-Option jetzt wieder im Gespräch sei, obwohl dies zuvor als nicht praktikabel eingestuft wurde. Sabine Drewes wies darauf hin, dass oberflächennahe Geothermie im Zusammenhang mit der Technikplanung des Ingenieurbüros DME Consult bereits erörtert und als nicht ertragreich genug eingestuft worden war. Geothermie im offenen System (mit Grundwassernutzung durch zwei Bohrungen) ist im Eichkamp wegen der Grundwasserkontamination nicht möglich. Geothermie mit Erdsonden hat eine deutliche geringere Wärmeausbeute. In der Diskussion wurde deutlich, dass es im Bezirksamt noch Zielkonflikte gibt zwischen der Landeshaushaltsordnung (nach der ein Wärmeeinkauf zu etwas höheren Preisen schwierig sein könnte) und dem Klimaschutz. Das Bezirksamt sei aber bereit, sich für Klimaschutz zu engagieren.

Wärmelieferung ab 2025 möglich

Marcus Schuchardt informierte über den aktuellen Zeitplan. In diesem Jahr wird das Bezirksamt (Umwelt- und Naturschutzamt) eine weitere Stufe der Technikplanung des Projektes in Auftrag geben. Das ist u.a. notwendig, weil die Planung zum neuen Förderprogramm effiziente Wärmenetze (BEW) passen muss, das zum 15. September in Kraft getreten ist. Außerdem war bisher die Wärmeabnahme durch die Schulen noch nicht eingepreist worden. Die Finanzplanung soll optimiert werden durch Streichung von Straßenabschnitten mit zu geringer Wärmeabnahme. Für 2023 sind die Gründungsversammlung der eG, die Vertragsverhandlungen mit der finanzierenden Bank sowie Vorverträge zur Wärmelieferung geplant. Die Bauleistungen werden ausgeschrieben und vergeben. 2024 findet nach aktueller Planung der Bau statt und 2025 kann die Wärmelieferung starten. Herr Iserloth von der Firma Yados präsentierte eine Wärmeübergabestation, wie sie auch in den Häusern des Eichkamps eingebaut werden könnte.

Der Wärmenetzanschluss ist preiswerter als alle Heizungsalternativen

Sabine Drewes gab einen Überblick über die aktuelle Preisgestaltung. Der Wärmemischpreis war zu Beginn des Jahres vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und, in dessen Folge, der fossilen Inflation von der Freiburger Firma Sterr-Kölln und Partner noch einmal an die Preisentwicklung angepasst worden (wir berichteten). Der aktuelle Mischpreis beträgt 15,68 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) Wärme. Zusätzlich wird ein Anschlussbeitrag von 12.000 € brutto erhoben, der eine Wärmeübergabestation (WÜST) enthält. Diese Preise relativieren sich stark, wenn man sie mit den aktuellen Brennstoffpreisen vergleicht: Heizöl liegt derzeit bei 18 Ct/kWh, Erdgas bei 41,5 Ct/kWh und Wärmepumpenstrom bei 46 Ct/kWh. Daher ist zu erwarten, dass der Wärmenetzanschluss auf jeden Fall im Vollkostenvergleich preiswerter sein wird als alle Heizungsalternativen – egal ob fossil oder regenerativ. Die Vollkosten beziehen zusätzlich Wartungskosten und Investitionen in neue Heizanlagen ein. Als Förderszenario beim Wärmepreis zugrunde gelegt: Das Wärmenetz wird zu 40 Prozent gefördert durch das neue Bundesförderprogramm effiziente Wärmenetze (bei der Genossenschaft); der Wärmenetzanschluss (bei den Eigentümern) zum einen durch das Bundesprogramm effiziente Gebäude (mit 25 – 35 %) und zum anderen ergänzend durch das Berliner Programm effiziente GebäudePLUS (20 %).

Auswertung der bisherigen Kampagne

Schließlich kam der spannende Bericht über die bisherigen Ergebnisse der Kampagne 2021/22 zum Wärmenetzanschluss. Danach wären auf den Abschnitten Zikadenweg, Eichkatzweg sowie Teilen des Lärchenwegs, des Maikäferpfades sowie überraschend auch des Kühlen Wegs, der Alten Allee, der Eichkampstraße und der Waldschulallee ausreichend Anschlussinteressierte vorhanden. Andere Teile der Alten Allee, des Kiefernwegs, des Maikäferpfades, des Lärchenwegs sowie der Straße am Vogelherd könnten voraussichtlich nicht erschlossen werden. Die zentralen Abschnitte auf dem Zikaden- und Eichkatzweg müssten noch verdichtet werden. Mehrere Nachbar*innen interessierten sich dafür, die Kampagne „Nachbarn werben Nachbarn“ wieder aufleben zu lassen.