Vorhang zu – meine Wärme bleibt hier!

Energie sparen – Luftzüge unterbrechen

Ein dichter Vorhang vor den großen Fenstern zum Garten? Ein Vorhang an der Treppe ins kühlere Obergeschoß? Geht gar nicht, sieht dann ja aus wie bei Oma… – Oder? Die Diskussionen um Klimaneutralität und die Erhöhung der Gaspreise haben auch bei uns die Sensibilität für unseren Wärmeverbrauch gesteigert und wir beginnen, genauer hinzuschauen.

Unser Wohnzimmer hat große Isolierglasscheiben (2-fach, u-Wert 1,1) zum Garten und ist zum Flur hin offen. Mit fallenden Außentemperaturen beginnt es, trotz Isolierglas und Heizungen, etwas zugig und unbehaglich zu werden. Mehr heizen wäre jetzt natürlich eine Alternative – die bessere heißt: Luftzüge unterbrechen.

Was haben wir gemacht?

Abdichtung/Isolierung Tür zum Kellerabgang

Manchmal ist es eine gute Idee, auf den Energieberater zu hören!

Mit kälteren Außentemperaturen und durch das Dämmen der Kellerdecke ist der Keller kühler geworden und die Temperaturdifferenz zwischen Keller und Erdgeschoss größer. Damit die Wärme aus dem Erdgeschoß nicht durch die Kellertür und die Trennwand in den Keller abfließt, haben wir nicht nur beides gedämmt und die Kellertür abgedichtet, sondern achten auch bewusst darauf, dass die Kellertür richtig geschlossen ist – freiwillig!

Vorhang am Fuß der Treppe zum Obergeschoß

Wir heizen das Obergeschoß nur wenig, dadurch entsteht ein Temperaturgefälle zwischen Obergeschoß. Wenn man im Flur, am unteren Ende der Treppe, steht, fühlt man es deutlich. Deshalb hängt dort jetzt ein Vorhang.

Vorhänge vor den großen Fenstern zum Garten

Das meistgenutzte Zimmer ist groß, hoch und hat große Fenster in den Garten. Trotz 2-fach Isolierglas merkt man deutlich, wie an kalten Tagen die Fensterflächen abkühlen. Die Kälte strahlt ins Zimmer aus und es wird unbehaglich. Die Theorie dazu – irgendwo gelesen, Quelle vergessen zu notieren: Mensch mag Temperaturunterschiede von mehr als 4 ? Grad nicht. Es fühlt sich an wie Zugluft, ungemütlich eben. Mit Vorhängen verringert sich der Effekt erheblich. Die Temperaturdifferenz ist jetzt vor und hinter dem Vorhang, nicht mehr zwischen meiner Vorder- und Rückseite.

Was hat es gebracht? Läßt sich das messen?

Uns kommen die Räume deutlich behaglicher vor. Ist das Einbildung? Oder kann man es sichtbar machen oder messen?

Treppenvorhang

Temperaturdifferenz

Ein Temperatursensor vor, und einer hinter dem Vorhang sprechen eine klare Sprache:

Die gelbe Kurve ist der Sensor hinter dem Vorhang, der grüne davor: ein bischen Stoff bewirkt 1-1,5 Grad Temperaturdifferenz – und deutlich erkennt man, dass um viertel nach neun einer von uns nach oben gegangen ist.

Luftzug

Ohne Vorhang, oder wenn er schlecht geschlossen ist, zieht es merklich. Kann man das sichtbar machen? Bei Neubauten überprüft man heute, ob sie luftdicht sind – und wenn sie es nicht sind, wird die Undichtigkeit mit einer Art Räucherkerze gesucht. Geht das auch mit Hausmitteln?

Luftzug lässt sich gut mit Rauch sichtbar machen, z.B. mit dem Rauch der Weihnachtsräuchermännchen. Die kleinen Räucherkerzen, mit denen sie gefüttert werden, erzeugen eine kleine Rauchfahne. Wenn man den Vorhang zur OG-Treppe etwas öffnet, und die rauchende kleine Pyramide davor stellt, kann man die herunterfallende Zugluft so gut erkennen, dass sie sich sogar fotografieren lässt:

Luftaustausch

Unsere „CO2-Ampel“ zeigt implizit, wie sehr sich der Luftaustausch im Haus durch den Vorhang veringert hat:  Ohne Vorhang vor der Treppe, bei zwei Bewohnern erinnert sie einmal am Tag daran, zu lüften. Seit der Vorhang an der Treppe hängt, springt sie oft zweimal am Tag auf rot.

Vorhänge vor den großen Fenstern

Bilden wir uns nur ein, dass die Raumtemperatur im Wohnzimmer behaglicher geworden ist, oder kann man das sichtbar machen.  Wir haben es mit einer Thermografie-Kamera versucht:

Ein eindeutiges Ergebnis: auch wenn die absoluten Temperaturwerte vielleicht nicht genau stimmen: Klar ist trotzdem: Fenster ohne Vorhang mögen zwar cool sein, aber leider auch ziemlich kühl!

Was haben wir gelernt?

Praktisch

Auch wenn wir es nicht genau quantifizieren können – qualitativ ist es eindeutig:

Mit den Vorhängen kühlt das Haus nachts langsamer ab, braucht also weniger Energie, um sich morgens wieder aufzuheizen, bzw. man kann die Heizung früher abschalten.

Deutlich ist auch, dass die gleichmäßigere Wärme im Wohnzimmer deutlich angenehmer ist. Kleine Maßnahmen sind manchmal erstaunlich wirkungsvoll. Diese Wirkung der Vorhänge hatte ich nicht erwartet.

Theoretisch

Theoretisch habe ich habe gelernt, dass der Begriff „Behaglichkeit“ eine feste Größe bei der Beurteilung des Raumklimas ist, und es dafür feste Begriffe und Standards gibt. Außer der Raumtemperatur gibt es noch einige andere Faktoren, die beeinflussen, ob wir uns einem Raum wohlfühlen.

Mir gefiel die Zusammenfassung auf der Seite vom Gebäudeforum.de gut: https://www.gebaeudeforum.de/realisieren/behaglichkeit/

Dort findet sich ein interessanter Foliensatz, der u.a. bestätigt, das ein Mensch „Unerwünschtes Abkühlen oder Erwärmen eines Körperteils“ unbehaglich findet und die typischen Ursachen dafür Zugluft, Vertikaler Lufttemperaturunterschied – d.h. zwischen oben und unten – , Warme und kalte Fußböden und Asymmetrie der Strahlung(stemperatur) sind.

Anders gesagt: nicht nur die Höhe der Raumtemperatur, die wir beim Heizen erreichen, ist wichtig, sondern auch, dass sie gleichmäßig ist – und das bedeutet: Zugluft vermeiden.

Fazit: Nachahmung empfohlen!

Auch wenn Vorhänge nicht förderfähig sind:  Nachahmung empfohlen – so Heizenergie zu sparen ist verhältnismäßig bequem und bezahlbar.